Planview Blog

Ihr Wegweiser durch die digital vernetzte Arbeitswelt

Produktportfoliomanagement

Quantifizierung und Bewertung neuer Produktentwicklungsprojekte – das sollten Sie beachten

Der dritte Beitrag einer fünfteiligen Blogreihe über Strukturen, die Rohdaten in Prioritäten für die Produktentwicklung verwandeln

Veröffentlicht am von Jeffrey Yeager
Quantifizierung und Bewertung neuer Produktentwicklungsprojekte – das sollten Sie beachten

Daten ohne Analyse sind wie ein Puzzle ohne Bildvorlage – viele Teile, aber keine Orientierung. Um klare Prioritäten zu setzen und souveräne Entscheidungen zu treffen, benötigen Organisationen eine strukturierte Methode, um Projekte zu bewerten, miteinander zu vergleichen und zu genehmigen.

Willkommen zum dritten Teil unserer fünfteiligen Reihe zum Thema standardisierte Priorisierung. In unseren bisherigen Beiträgen haben wir Ihnen die Vorteile eines strukturierten Priorisierungsframeworks vorgestellt und erläutert, wie Sie Daten erheben und einsetzen können, um fundierte Entscheidungen zu treffen. In unserem heutigen Artikel untersuchen wir, wie Organisationen diese Daten anhand eines systematischen Bewertungsprozesses effektiv interpretieren können.

In unserer Blogreihe begleiten wir das fiktive Unternehmen Garry’s Robots Ltd., ein Innovator im Bereich der Reinigungstechnologie für Wohngebäude. Das Produktteam evaluiert eine potenzielle neue Produktfunktion (wasserbasierte Reinigung) und hat Daten zu Kosten, voraussichtlichem ROI, Ressourcenbedarf und strategischer Eignung gesammelt. Jetzt folgt der entscheidende Schritt: die Interpretation dieser Informationen, um darüber zu entscheiden, ob die Wasserreinigung priorisiert werden sollte.

Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Garry’s Robots Ltd. einen strukturierten Bewertungsansatz implementiert hat, der auf drei Schlüsselelementen basiert:

  • Portfoliokategorisierung
  • Bewertungsmethoden
  • Szenariomodellierung

Gruppierung der Projekte in die richtigen Portfolios

Projekte zu kategorisieren bedeutet, Vergleichbares mit Vergleichbarem zu messen und sicherzustellen, dass nur relevante Alternativen gegeneinander antreten. Die Projekte lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen:

  1. Prioritätsstufe: Wie zeitkritisch oder wichtig ist das Projekt?
  2. Projekttyp: Handelt es sich um ein neues Produkt, ein dauerhaftes Projekt oder ein Feature-Upgrade?
  3. Marktkategorie: Richtet sich das Projekt an bestehende Kunden oder eröffnet es einen neuen Markt?

Garry’s sollte damit beginnen, jedem Portfolio Ressourcen zuzuweisen und dann die Prioritäten innerhalb jedes Portfolios festzulegen. Die Initiative zur Wasserreinigung ist Teil eines Portfolios mit der Bezeichnung „Innovation bestehender Produkte“. Innerhalb dieses Portfolios können die Projekte anhand der folgenden einfachen Matrix kategorisiert werden:

Die Wasserreinigungsinitiative wurde als ein Projekt mit hohem Aufwand und als bedeutende Innovation eingestuft. Sie sollte daher mit anderen zentralen Initiativen im Projektportfolio „Innovation bestehender Projekte“ konkurrieren. Diese Kategorisierung fördert ein gesundes Gleichgewicht zwischen Pflegeaktivität, schrittweisen Verbesserungen und ehrgeizigen Innovationen innerhalb jedes Portfolios.

Zuweisung von Bewertungen auf Basis bewährter Methoden

Methode 1: Stage-Gate-Scorecard

Der Stage-Gate®-Prozess ist eine verbreitete Methode, um Projektvorschläge in die Entwicklung zu leiten. Jedes Gate gleicht einer Ausscheidungsrunde – nur die Vorschläge mit der höchsten Bewertung schaffen es in die nächste Phase (Stage). Dabei gibt es sechs Kriterien, für die Punkte vergeben werden:

  • Strategische Eignung
  • Produkt- und Wettbewerbsvorteil
  • Marktattraktivität
  • Technische Durchführbarkeit
  • Synergien mit Kernkompetenzen
  • Finanzieller Mehrwert im Vergleich zum Risikolevel

Jeder Bereich wird numerisch bewertet und nach seiner Bedeutung für die Unternehmensstrategie gewichtet. Das Ergebnis ist eine zusammengesetzte Punktzahl, die den Gesamtwert des Projekts widerspiegelt.

Methode 2: RICE-Scoring

Das RICE-Scoring-Modell (Reach, Impact, Confidence, Effort) misst die Relation zwischen dem potenziellen Nutzen eines Projekts und dem erforderlichen Aufwand. Es basiert auf der folgenden Formel:

Dieses Modell eignet sich gut für agile Entwicklungsorganisationen, in denen Geschwindigkeit wichtig ist und viele Ideen selektiert werden müssen.

Bewertung in der Praxis

Die Bewertung wird besonders wichtig, wenn sich die Ziele verschieben. Nehmen wir die Streaming-Branche als Beispiel zur Hand: Plattformen wie Warner Bros., Discovery und Paramount gehen von einer Wachstums- zu einem Profitabilitätsfokus über. Ihre Scoring-Modelle sollten sich entsprechend ändern und dem Margenbeitrag eine stärkere Gewichtung zuordnen.

Für Garry’s Robots geht es in erster Linie darum, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und den Marktanteil zu vergrößern. Diese Faktoren sollten also stärker gewichtet werden. Es wird sich herausstellen, dass das Projekt zur Wasserreinigung die beste Option ist, um die aktuelle Geschäftsstrategie voranzutreiben.

Modellierung von Zukunftsszenarien

Die Märkte entwickeln sich ständig weiter, und die Prioritäten ändern sich. Die statische Priorisierung – also die Bewertung von Projekten, die auf einer Momentaufnahme der aktuellen Bedingungen basiert – berücksichtigt diese unvermeidlichen Veränderungen nicht. Für eine dynamische Priorisierung sollten Führungskräfte verschiedene Zukunftsszenarien modellieren. Das hilft in vielerlei Hinsicht:

  • Abhängigkeiten aufzeigen: Muss erst Projekt B abgeschlossen werden, um an Projekt A arbeiten zu können?
  • Ressourcenkonflikte visualisieren: Benötigen sowohl Projekt A als auch Projekt C zur selben Zeit ein spezialisiertes Team?
  • Potenzielle Szenarien vergleichen: Wenn sich eine Komponente verzögert, wie wirkt sich das auf den ROI aus? Wie widerstandsfähig ist das Projekt bei Marktveränderungen?

NVIDIA nutzte die Szenariomodellierung, um den Bedarf an KI-Chips für verschiedene Marktentwicklungen zu prognostizieren. Diese Analyse rechtfertigte beschleunigte Zeitpläne sowohl für H100- als auch für Blackwell-Chips. Infolgedessen konnte das Unternehmen seine Produktionskapazität erhöhen, bevor der Bedarf seinen Höhepunkt erreichte, und sich so Marktanteile vor der Konkurrenz sichern.

Außerdem sollten die Projekte zwar innerhalb ihres jeweiligen Portfolios priorisiert werden, doch oft bestehen Abhängigkeiten von Ressourcen auch über die Grenzen der Portfolios hinweg. Anders als Tabellenkalkulationen sind moderne Priorisierungsplattformen dank KI-Funktionen in der Lage, diese versteckten portfolioübergreifenden Beschränkungen zu erkennen.

In diesem Beispiel plante Garry’s Robots zunächst voneinander unabhängige Projekte innerhalb ihrer jeweiligen Portfolios („Innovationen für aktuelle Produkte“ und „Neue Produktreihen“). Eine automatisierte Abhängigkeitsanalyse ergab jedoch, dass sowohl für die Wasserreinigungsfunktion als auch für die Produktreihe des kommerziellen Roboters dieselben begrenzten technischen Ressourcen erforderlich waren und dass die KI-Oberflächenerkennungstechnologie eine Voraussetzung für beide Initiativen war:

Dieses portfolioübergreifende Wissen ermöglicht es der Führungsetage, fundiertere Entscheidungen über die Ressourcenzuteilung und die Projektreihenfolge in der gesamten Organisation zu treffen, nicht nur innerhalb einzelner Portfolios. Ohne diese Transparenz genehmigen Organisationen oft Projekte in verschiedenen Portfolios, die um dieselben knappen Ressourcen konkurrieren, was zu Verzögerungen und gescheiterten Markteinführungen führt.

Nächste Schritte

Ein strukturierter Analyseprozess verwandelt Daten in strategische Entscheidungen. Der Prozess lässt sich in drei Schritten zusammenfassen:

  1. Kategorisierung von Projekten innerhalb eines Portfolios zum Vergleich von Alternativen
  2. Bewertung nach einheitlichen Kriterien
  3. Modellierung von Szenarien zum Testen von Kompromissen und proaktiven Erkennen von Engpässen

Als Garry’s Robots diesen Ansatz integrierte, erhielt das Projekt zur Wasserreinigung eine höhere Punktzahl als andere Innovationen. Es handelte sich dabei objektiv also um die beste Entscheidung.

Sie können noch heute mit der Bewertung von Projekten beginnen. Wählen Sie Ihre drei konkurrierenden Hauptideen aus und bewerten Sie jede auf einer Skala von 1 bis 5 für drei Kriterien: strategische Ausrichtung, Durchführbarkeit auf Basis der vorhandenen Ressourcen und erwarteter ROI. Diese 15-minütige Aufgabe zeigt Ihnen klar auf, welches Projekt als Priorität eingestuft werden soll. Sie liefert außerdem einen Beleg dafür, dass es sich lohnt, eine strukturierte Analyse bei Projektentscheidungen auch künftig weiterzuverfolgen.

Laden Sie jetzt das vollständige E-Book herunter: „Priorisierung neuer Produktentwicklungsprojekte: Was Sie beachten sollten“

Nutzen Sie Ihre Daten, um das wahre Potenzial Ihres Portfolios an neuen Produkten zu entdecken. Nur so erkennen Sie echten Mehrwert.

In unserem nächsten Beitrag erfahren Sie, wie diese datengesteuerten, strukturierten Erkenntnisse genutzt werden können, um die Zustimmung zum Prozess und zu den Prioritäten zu sichern.

Ähnliche Beiträge

Verfasst von Jeffrey Yeager Content Strategist

Jeff Yeager ist Content Strategist für die Planview Produktportfolio-Management-Lösung. Er verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung im Content Marketing bei verschiedenen Softwareunternehmen in unterschiedlichen Bereichen, vom Verlags- über das Gesundheitswesen bis hin zu KI. In ihm steckt ein wahrer Geschichtenerzähler mit einem Talent dafür, hochtechnische Themen in leicht konsumierbare Inhalte zu verpacken und er ist dankbar für die Chance, die Planview Plattform zu verbessern und die Vorteile des vernetzten Arbeitens zu vermitteln.